Fenster einbauen im DIY Camper
- Julia Werneth
- 6. Nov. 2023
- 6 Min. Lesezeit
In diesem Blogbeitrag möchte ich mit euch unsere Erfahrungen mit den nachträglichen Einbau von Fenstern in den Kastenwagen teilen. Es soll u.a. um folgende Fragestellungen gehen:
Warum sollte man zusätzliche Fenster in den DIY Camper einbauen?
Wie viele Fenster sollte man einbauen und wo?
Welche Fenster sind für den Einbau geeignet?
Welche Werkzeuge werden für den Einbau benötigt?
Was kostet der zusätzliche Einbau von Fenstern?
Wie baue ich die Fenster ein?
1. Warum haben wir uns für den Einbau von Fenstern entschieden?
Ganz einfach: würdet ihr in ein Haus oder eine Wohnung ohne Fenster ziehen? Vermutlich eher nicht. Neben Tageslicht und frischer Luft machen Fenster in eurem Camper vor allem Sinn um die feuchte Luft vom Duschen, Kochen oder dem nassen Hund rauszubekommen.
Außerdem könnt ihr damit die vom TÜV vorgeschriebene Zwangsbelüftung (zumindest eine der zwei) umsetzen. Nach den aktuellen Vorgaben des TÜVs benötigt ihr für eure Wohnmobilzulassung jeweils eine Dauerbelüftung in Boden- und Deckennähe. Durch ein Dachfenster mit Zwangsbelüftung könnt ihr zumindest die Dauerbelüftung in Deckennähe umsetzen.
Damit wäre die Frage geklärt warum man Fenster einbauen sollte. Doch wie haben wir den richtigen Platz für die Fenster bestimmt?
2. Wie viele Fenster sollte man einbauen und wo?
Dies hängt zum einen entscheidend von eurem Layout und Budget ab, aber auch von eurem Basisfahrzeug. Uns war wichtig viel Tageslicht im Camper zu haben und entsprechend viele Möglichkeiten um den Camper zu lüften. Gleichzeitig ist der Platz sowohl auf dem Dach als auch an den Wänden in einem L2H2 Ducato relativ begrenzt. Da wir uns für eine Dachklimaanlage sowie zwei Solarmodule auf dem Dach entschieden haben, blieb eigentlich nur noch über dem Bett Platz für eine Dachluke und einen kleinen Lüfter im Bereich der Dusche. Bei den Fenstern haben wir vor allem den Platz in der Schiebetür sowie in den Hecktüren genutzt, sodass unser Fensterlayout am Ende so aussah:
3. Welche Fenster sind für den Einbau geeignet?
Bei der Auswahl der Fenster habt ihr mittlerweile eine riesige Auswahl. Dometic und Carbest sind wahrscheinlich die bekanntesten Firmen auf dem Markt. Auf Amazon findet ihr aber auch unzählige andere Hersteller. Ich bin durch meine Recherche auch auf die Firma Belluna gestoßen. Letzendlich habe ich mich für 3 Ausstellfenster der Marke Belluna und ein Ausstellfenster von Carbest entschieden. Neben den sogenannten Ausstellfenstern gibt es übrigens auch noch die Schiebefenster.
Kurzer Exkurs: Ausstellfenster vs. Schiebefenster

Ausstellfenster sind vermutlich die am häufigsten verbauten Fenster in einem DIY Camper.
Vorteile:
Können auch bei Regen geöffnet werden.
Bessere Isolierung auf Grund der durchgehenden Fläche
Größere Öffnung als bei Schiebefenstern
Kaum beschlagene Scheiben
Nachteile:
Sind an manchen Stellen ungeeignet (wie z.B. an der Seite wo die Schiebetür beim öffnen drüber gleitet)
Müssen vor der Fahrt geschlossen werden
Benötigen Platz zum öffnen (im Außenbereich)

Die Wohnmobil Schiebefenster eignen sich besonders für Stellen, an denen Ausstellfenster hinderlich wären (z.B. der Platz hinter der Schiebetür)
Vorteile:
Benötigen keinen Platz nach außen
Können theoretisch auch während der Fahr geöffnet bleiben
Nachteile:
Sollten bei Regen geschlossen werden
Kleinere Öffnung als Ausstellfenster
Bild: DeinVan.de
Für mich haben die Vorteile der Ausstellfenster überwogen, sodass wir uns ausschließlich für folgende Ausstellfenster bzw. Dachluke entschieden haben:
In den Hecktüren sowie auf der Fahrerseite haben wir insgesamt 3 mal das Belluna (Artikelbezeichnung: Ausstellfenster (Doppelwandig, Flächenbündig, 3 Rahmen) mit Jalousien) in den Maßen 500x350 verbaut.
In der Schiebetür haben wir uns für das Carbest Ausstellfenster RW Style, 900x500mm entschieden.
Unsere Dachluke ist von Dometic (Dometic Mini Heki Style Dachfenster mit Zwangsbelüftung).
4. Welche Werkzeuge werden für den Einbau benötigt?
Kurz und Knapp! Für den Einbau benötigt ihr folgende Materialien und Werkzeuge:
Werkzeug | Materialien |
Holz für den Rahmen (z.B. 18x36mm) | |
Kappsäge* oder Kreissäge* | Abdeckfolie* oder Müllbeutel |
Schraubzwingen* (min. 8) | |
Bleistift* und Edding* | |
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5. Was kostet der zusätzliche Einbau von Fenstern?
Das hängt natürlich stark von der Anzahl und der Größe der Fenster ab. Wir haben beispielsweise für ein kleines Belluna Ausstelllfenster (500x350mm) 235 Euro und für das große Carbest Fenster (900x500mm) 318 Euro bezahlt. Wobei bei dem Belluna Fenster bereits ein Innenrollo enthalten war. Das Innenrollo für das Carbest Fenster hat uns zusätzlich 125 Euro gekostet. Dazu kommen dann noch die entsprechenden Materialkosten (für Holzrahmen und Montage).
Unsere Kosten im Überblick (ohne Werkzeugkauf, Stand 10/2023):
Kostenpunkt | Anzahl | Gesamtkosten |
3 | 705 Euro | |
1 | 318 Euro | |
1 | 125 Euro | |
1 | 139 Euro | |
1 | 38,90 Euro | |
Holz-Latten 18x36x2000 | 5 | 8,90 Euro |
Holz-Latten 38x58x2000 | 1 | 3,78 Euro |
Kreppband* (3er Pack) | 1 | 11,99 Euro |
Abdeckfolie* (10er Pack) | 1 | 13,49 Euro |
Schrauben 3,5x30* (200 Stück) | 1 | 17,44 Euro |
Bleistift* und Edding* | 1 | 9,23 Euro |
2 | 21,90 Euro | |
5 | 75,25 Euro | |
1 | 21,96 Euro | |
Bremsenreiniger* (6er Pack) | 1 | 16,33 Euro |
GESAMT | | 1526,17 |
6. Wie haben wir die Fenster eingebaut?
Nachfolgend möchte ich euch eine Schritt für Schritt Anleitung zu dem Fenstereinbau beim Kastenwagen geben. So haben wir den Einbau durchgeführt:
Schritt 1: Rahmen bauen

Als erster Schritt musste ein passender Rahmen für das Fenster gebaut werden. Warum? Alle Fenster, die für den Camper-Ausbau angeboten werden, haben eine Mindesteinbautiefe. Um auf die passende Wandstärke zu kommen wird also ein Rahmen benötigt. Das Carbest Fenster hat beispielsweise eine Einbautiefe von 30 bis 35 mm.
Wir haben zur Abmessung der perfekten Rahmengröße einfach das Fenster hergenommen und uns die passenden Größen markiert und anschließend mit der Kappsäge* zugeschnitten. Die Schnittflächen am besten im Anschluss kurz abschleifen.

Anschließend die Holzlatten einfach mit jeweils 2 Schrauben* miteinander verbinden.
Dazu zunächst mit einem kleinen Holzbohrer die Löcher vorbohren.
Anschließend die Löcher mit einen Kegelsenker ausbohren, um die Schrauben zu versenken.
Am Ende sah der Rahmen dann so bei uns aus:

Schritt 2: Ausschnitt an der Karosserien anzeichnen

Anschließend musste zunächst der richtige Platz für das Fenster gefunden werden. Wir haben dazu den Rahmen vom Inneren des Campers angehalten und der perfekten Platz ausgesucht und anschließend die Inneren Ecken mit einem Edding markiert und an der markierten Stelle (etwas nach innen versetzt) jeweils ein Loch gebohrt. Anschließend konnten wir von außen den Rahmen an den Löchern ausrichten und den Ausschnitt anzeichnen.
Nach dem Anzeichnen haben wir die Außenkante mit Tape abgeklebt, um Kratzer bei dem anschließenden Aussägen zu vermeiden.
Schritt 3: Ausschnitt aussägen

Dann ging es ans aussägen. Wir haben dazu eine Stichsäge* mit Metallsägeblatt* verwendet. Achtet hier unbedingt auf eine sehr gute Qualität, sonst macht ihr euch das Leben unnötig schwer.
Tipps:
Klebt von Innen eine Folie oder einen Müllsack über das Loch um die Metallspäne aufzufangen.
Stellt bei eurer Stichsäge einen geringen Pendelhub ein.
Wenn Ihr zu zweit seid: Spätestens wenn ihr die letzte Seite des Ausschnittes durchsägt, sollte die andere Person mit Handschuhen!* das Blech stabilisieren.
Schritt 4: Rahmen einkleben

Klebt anschließend den Rahmen von Innen mit Sikaflex 522* ein und spannt diesen wirklich sehr großzügig an die Karosserie fest. Es ist hier wichtig wirklich an vielen Stellen den Rahmen einzuspannen, da die Karosserie eines Kastenwagens etwas gebogen ist.
Überschüssiges Sikaflex haben wir anschließend mit Zewa entfernt.
Tipp: Benutzt bei der Arbeit mit Sikaflex unbedingt Handschuhe, am Besten Einweghandschuhe und zieht euch alte Kleidung an. Sikaflex lässt sich wirklich nur sehr schwer bis gar nicht mehr entfernen.
Schritt 5: Dichtmasse auftragen

Anschließend tragt ihr möglichst dick Dekaseal 8936* auf den Rand des Fensters auf. Hier unbedingt wirklich viel Dekaseal 8936* verwenden. Es sollte sich beim späteren andrücken überall aus den Seiten rausdrücken.

Quelle: Passport-diary.com
Ich habe leider vergessen ein Foto davon zu machen,
aber so sollte es in etwa aussehen.
Schritt 6: Fenster einsetzen, verschrauben und ggfls. Innenrollo anschrauben

Das Fenster in den Ausschnitt einsetzen und ordentlich andrücken.
Tipp: Legt euch vorher die Schrauben und den Innenrahmen zurecht. Macht dies am besten zu zweit (Wenn ihr alleine seid: Fenster etwas öffnen und mit mit Schraubzwingen fixieren).
Das Dekaseal* sollte nun ordentlich herausquellen.
Nun könnt ihr von Innen den Innenrahmen mit dem Außenrahmen verschrauben.
Tipp: Legt euch am besten auch noch anderen Schrauben bereit. Bei uns waren die Schrauben oft einfach zu kurz.
Anschließend könnt ihr noch das Rollo auf den Innenrahmen schrauben.
Nach 1 bis 2 Tagen könnt ihr dann auch das überschüssige Dekaseal* einfach entfernen, indem ihr es mit sich selbst abtupft.
Schritt 7: Dichtigkeitstest
Der Moment der Wahrheit. Ist euer Fenster auch wirklich dicht? Ich empfehle euch unbedingt zu testen ob das Fenster dicht ist (mit einer Gießkanne oder einen Wasserschlauch) solange es noch nicht regnet ;)
So viel zum Fenstereinbau: Und was ist mit dem Einbau von Dachluken?
Die Dachluken* könnt ihr nach dem gleichen Verfahren einbauen. Einzige Herausforderung: Die Sicken auf dem Dach! Dieses Problem könnt Ihr schnell mit einem Adapterrahmen* lösen.
Also folgende Vorgehensweise:
Position ermitteln - Anzeichnen und Abkleben - Folie von Innen ankleben, um Späne zu fangen - Ausschnitt aussägen - Adapterrahmen mit Sikaflex* einkleben und abdichten - Holzrahmen von Innen mit Sikfalex* einkleben - Dachluke mit Dekaseal* einsetzen und verschrauben - Innenrollo anschrauben - Dichtigkeitstest durchführen
Viel Spaß beim Einbau eurer Fenster und Dachluken wünscht euch das Trio ;)
Wir berichten hier ausschließlich über unsere Erfahrungen und sind keine Profis. Für uns hat der Einbau so funktioniert, aber wie immer keine Gewähr ;)
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